Von Freitag zu Sonntag:
Die Reise des Robinson Crusoe

Sobald Robinson auf der Insel strandet, macht er sich an die Arbeit, um die Einsamkeit zu überwinden. Er schafft sich ein scheinbar perfektes System, das seine Erfahrungen widerspiegelt, welche aus einer Welt stammen, die völlig verschieden ist gegenüber der Insel auf der er gestrandet ist. Robinson kommt scheinbar gut zurecht, er baut seine Welt auf und organisiert sie und erklärt sich letztlich zum Herrscher der Insel. Aber dadurch dass er nun vollkommen alleine ist, vergisst er nach und nach wie man lacht. Er versucht es vor dem Spiegel zu trainieren, aber von Lachen keine Spur. 

Dann tritt Freitag in sein Leben. Zuerst reproduziert Robinson die Gebräuche der damaligen Zeit und bringt Freitag bei, ihn "Herr" zu nennen, um ihn in das von ihm geschaffene System als Sklave einzubringen. Dieses System passt aber nicht zu einer karibischen Insel und es klappt natürlich nicht so wie er es sich vorgestellt hatte. Freitag versteht in der Tat überhaupt nichts von dem was Robinson macht und umgekehrt. Vielmehr denkt Robinson, dass Freitag dumm sei, weil dieser sich auf den Boden setzt anstatt auf den Stuhl, den Robinson in mühevoller Arbeit gebaut hat; Freitag hingegen erscheint Robinson als dumm oder krank, da er soviel Zeit darauf verschwendet hat, ein so sinnloses Objekt wie einen Stuhl zu bauen; Robinson wiederum verachtet Freitag, der Schlangen und Insekten isst, Freitag verachtet Robinson, weil er ihn zwingt den ganzen Tag zu arbeiten, um so zu essen, wie man in 10.000 km Entfernung isst, dort wo es immer kalt und grau ist. Gleiches gilt auch für die Bekleidung, oder für die Art und Weise, wie man den Sonntag oder seine freie Zeit verbringt. Robinson organisiert jede freie Zeit minutiös und zwingt Freitag dazu ihm zu folgen. Wer von Beiden hat Recht? Wo liegt die Wahrheit? Gibt es die eine richtige Art und Weise sich zu verhalten? 

Dann erschüttert eine Explosion die Insel, und Robinson und Freitag sehen sich einer neuen Situation gegenüber. Dank des Spiels und der Erfindung des Theaters, bauen die beiden Protagonisten eine ausgeglichenere Beziehung zueinander und zu der Insel auf, die sie bewohnen. Die Reise, auf die im Titel Bezug genommen wird, ist also die innere Reise von Robinson während seiner Erfahrungen auf der verlassenen Insel. Erst als Robinson und Freitag anfangen, die Unterschiedlichkeit des jeweils Anderen als Reichtum zu betrachten und nicht als etwas Verachtenswertes, verbessert sich ihr Leben auf der Insel, und Robinson fängt schließlich wieder an zu lachen. Das Thema des modernen Menschen der die Natur beherrschen will, steuert auf das Thema der Integration, das Kennenlernen des Anderen und des Verschiedenen, auf das Zusammenleben der Völker und das des Friedens zu. 

Die Gegensätzlichkeit von Robinson und Freitag ist nur zu verstehen, wenn man sich in die Zeit von Robinson, also in das 17. Jahrhundert zurückversetzt. Als Engländer war Robinson vor seiner Strandung auf der Insel - von Brasilien kommend - unterwegs, um Sklaven für seine Plantagen zu kaufen. England, Brasilien, Afrika, Karibik…die Reise im Titel nimmt also gleichermaßen auf die räumliche wie zeitliche Reise Bezug, die wir in diesem Theaterstück mithilfe von Schauspiel, Maske und multimedialen Inhalten sogar noch weiter zurück als Robinson Zeit, bis ins 15. Jahrhundert entstehen lassen, in der Neugier, Abenteuerlust, Mut aber auch sehr oft die Gier der Europäischen Staaten, Seeleute verschiedenster Nationen in die Welt hinaus trieb, um lukrativen Handel mit dem Orient zu treiben. Der Italiener Christoph Columbus aber, brach eines Tages nicht nach rechts in die weite Welt auf, sondern nahm stattdessen Kurs nach links, und entdeckte, auch wenn ihm dies nicht bewusst war, einen neuen Kontinent. Was waren die Auswirkungen dieser Entdeckung? Wer folgte ihm nach? Und wie haben die Eingeborenen die Ankunft jener „Ziegen auf zwei Beinen“ gesehen. Geographie und Geschichte, Anthropologie und Ethik auf einer phantastisch-poetischen Reise voller Komik, Abenteuer und Theater, die den Kindern die Möglichkeit gibt, sich auf einer ebenso spielerischen wie pädagogischen Art mit den Themen Diversität und Integration auseinanderzusetzen.

„Von Freitag bis Sonntag: Die Reise des Robinson Crusoe“ verbindet Erzählung, Monolog und Maskenspiel. Der Text ist inspiriert durch das Werk von Michel Tournier „Venderedi où la vie sauvage“ aber auch Goldings „The Lord of Flies“ und „L'île des esclaves“ von Marivaux.

Für Kinder ab 8 Jahren

Die Theatervorstellung dauert ca. 60 Minuten

Konzept, Schauspiel, Ausstattung: Lorenzo Pennacchietti